Nr. 764 Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt, 3. August 1914: Difference between revisions

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Nr. 764  
<center>Nr. 764</center>


Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt<sup>1</sup>
<center><font size=4>'''Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt<sup>1</sup>'''</font></center><br>


Telegramm 234  
Telegramm 234 <br>


London, den 3. August 1914<sup>2</sup>  
London, den 3. August 1914<sup>2</sup> <br>


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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Habe soeben Sir E. Grey entsprechende Mit-  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Habe soeben Sir E. Grey entsprechende Mit- <br>
teilung gemacht^. Der Minister schien sehr ver-  
teilung gemacht^. Der Minister schien sehr ver- <br>
stimmt und wies darauf hin, daß England den  
stimmt und wies darauf hin, daß England den <br>
Bruch der belgischen Neutrahtät, die es ausdrück-  
Bruch der belgischen Neutrahtät, die es ausdrück-<br>
lich gewährleistet habe, nicht so ruhig hinnehmen  
lich gewährleistet habe, nicht so ruhig hinnehmen <br>
könnte. Was die französische Truppen an Sammlung  
könnte. Was die französische Truppen an Sammlung <br>
an der belgischen Grenze betreffe, so hätte Frank-  
an der belgischen Grenze betreffe, so hätte Frank- <br>
reich erklärt, nur unter der Bedingung, daß die  
reich erklärt, nur unter der Bedingung, daß die <br>
französischen Truppen zu Hilfe gerufen würden,  
französischen Truppen zu Hilfe gerufen würden, <br>
die belgischen Grenzen zu überschreiten.  
die belgischen Grenzen zu überschreiten. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Der Minister sagte mir, er beabsichtige heute  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Der Minister sagte mir, er beabsichtige heute <br>
nachmittag ein stätement zu machen, in dem er  
nachmittag ein stätement zu machen, in dem er <br>
die Bedingungen für seine Neutralität darlegt. Er  
die Bedingungen für seine Neutralität darlegt. Er <br>
sprach von einem conditional rupture.  
sprach von einem conditional rupture. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ich bat ihn dringend, die Neutrahtät Belgiens  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ich bat ihn dringend, die Neutrallität Belgiens <br>
nicht als conditio sine qua non anzuführen, da dies  
nicht als conditio sine qua non anzuführen, da dies <br>
von verhängnisvollen Folgen sein würde. Er gab  
von verhängnisvollen Folgen sein würde. Er gab <br>
mir kerne Zusicherungen, aber ich habe den be-  
mir kerne Zusicherungen, aber ich habe den be- <br>
stimmten Eindruck, daß er, wenn irgendmöglich,  
stimmten Eindruck, daß er, wenn irgendmöglich, <br>
auch weiter neutral bleiben möchte*. Ich ver-  
auch weiter neutral bleiben möchte*. Ich ver- <br>
pflichtete mich ihm gegenüber zur nachstehenden  
pflichtete mich ihm gegenüber zur nachstehenden <br>
Erklärung :  
Erklärung : <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;1. daß wir selbst im Falle eines Waffenganges  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;1. daß wir selbst im Falle eines Waffenganges <br>
mit Belgien die Unversehrtheit des belgischen Ge-
mit Belgien die Unversehrtheit des belgischen Ge-<br>
biets aufrechterhalten wollen;  
biets aufrechterhalten wollen; <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;2. daß wir im Falle der englischen Neutralität  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;2. daß wir im Falle der englischen Neutralität <br>
uns mit unserer Flotte nicht im Kanal und der  
uns mit unserer Flotte nicht im Kanal und der <br>
Nordküste Frankreichs nähern wollten.  
Nordküste Frankreichs nähern wollten. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Letztere Erklärung gab ich ab nach Rück-  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Letztere Erklärung gab ich ab nach Rück- <br>
sprache mit dem hiesigen Marineattaché. Ich hoffe  
sprache mit dem hiesigen Marineattaché. Ich hoffe <br>
noch immer, daß es möglich sein wird, auf dieser  
noch immer, daß es möglich sein wird, auf dieser <br>
Grundlage eine Einigung zu erzielen, da man hier  
Grundlage eine Einigung zu erzielen, da man hier <br>
einsieht, daß durch einen Waffengang mit uns weder  
einsieht, daß durch einen Waffengang mit uns weder <br>
für Frankreich noch für Belgien ein Vorteil ent-  
für Frankreich noch für Belgien ein Vorteil ent- <br>
stehen könnte. Ob letzterer zu vermeiden sein  
stehen könnte. Ob letzterer zu vermeiden sein <br>
wird, hängt zum großen Teil von der Stimmung  
wird, hängt zum großen Teil von der Stimmung <br>
im Kabinett sowie von der hiesigen öffentlichen  
im Kabinett sowie von der hiesigen öffentlichen <br>
Meinung ab, die vielleicht durch unser Vorgehen  
Meinung ab, die vielleicht durch unser Vorgehen <br>
in Belgien in allzu stürmische Erregung versetzt  
in Belgien in allzu stürmische Erregung versetzt <br>
werden könnte.  
werden könnte. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ich wiederhole, man möchte auch heute noch  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ich wiederhole, man möchte auch heute noch <br>
neutral bleiben und rechnet dabei auf unsere Unter-  
neutral bleiben und rechnet dabei auf unsere Unter- <br>
stützung. ' ein Sohn einer  
stützung. ' ein Sohn einer <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Sir W. Tyrrell gab mir zu verstehen, daß man  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Sir W. Tyrrell gab mir zu verstehen, daß man <br>
nach den Telegrammen Herrn de Bunsens in öster-  
nach den Telegrammen Herrn de Bunsens in öster- <br>
reich zu der Auffassung gelange, daß, da wir die  
reich zu der Auffassung gelange, daß, da wir die <br>
Angreifer seien und nicht angegriffen worden wären, <br>  
Angreifer seien und nicht angegriffen worden wären, <br>  
der Wortlaut des Dreibund Vertrages Österreich <br>
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Auf möchte und  
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könnte kommt es  
könnte kommt es <br>
nicht an ! Auf den
nicht an ! Auf den<br>
ehrlichen Willen!   
ehrlichen Willen!  <br>
der fehlt !
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ein Sohn einer
ein Sohn einer<br>
Deutschen der so lügt
Deutschen der so lügt<br>
 
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ein Deutscher der solche
ein Deutscher der solche<br>
Lügen schreibt !
Lügen schreibt !<br>
 
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absolut erlogen
absolut erlogen
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Revision as of 11:57, 11 August 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 4 > Nr. 764.


Nr. 764
Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt1


Telegramm 234

London, den 3. August 19142

     Habe soeben Sir E. Grey entsprechende Mit-
teilung gemacht^. Der Minister schien sehr ver-
stimmt und wies darauf hin, daß England den
Bruch der belgischen Neutrahtät, die es ausdrück-
lich gewährleistet habe, nicht so ruhig hinnehmen
könnte. Was die französische Truppen an Sammlung
an der belgischen Grenze betreffe, so hätte Frank-
reich erklärt, nur unter der Bedingung, daß die
französischen Truppen zu Hilfe gerufen würden,
die belgischen Grenzen zu überschreiten.
     Der Minister sagte mir, er beabsichtige heute
nachmittag ein stätement zu machen, in dem er
die Bedingungen für seine Neutralität darlegt. Er
sprach von einem conditional rupture.
     Ich bat ihn dringend, die Neutrallität Belgiens
nicht als conditio sine qua non anzuführen, da dies
von verhängnisvollen Folgen sein würde. Er gab
mir kerne Zusicherungen, aber ich habe den be-
stimmten Eindruck, daß er, wenn irgendmöglich,
auch weiter neutral bleiben möchte*. Ich ver-
pflichtete mich ihm gegenüber zur nachstehenden
Erklärung :
     1. daß wir selbst im Falle eines Waffenganges
mit Belgien die Unversehrtheit des belgischen Ge-
biets aufrechterhalten wollen;
     2. daß wir im Falle der englischen Neutralität
uns mit unserer Flotte nicht im Kanal und der
Nordküste Frankreichs nähern wollten.
     Letztere Erklärung gab ich ab nach Rück-
sprache mit dem hiesigen Marineattaché. Ich hoffe
noch immer, daß es möglich sein wird, auf dieser
Grundlage eine Einigung zu erzielen, da man hier
einsieht, daß durch einen Waffengang mit uns weder
für Frankreich noch für Belgien ein Vorteil ent-
stehen könnte. Ob letzterer zu vermeiden sein
wird, hängt zum großen Teil von der Stimmung
im Kabinett sowie von der hiesigen öffentlichen
Meinung ab, die vielleicht durch unser Vorgehen
in Belgien in allzu stürmische Erregung versetzt
werden könnte.
     Ich wiederhole, man möchte auch heute noch
neutral bleiben und rechnet dabei auf unsere Unter-
stützung. ' ein Sohn einer
     Sir W. Tyrrell gab mir zu verstehen, daß man
nach den Telegrammen Herrn de Bunsens in öster-
reich zu der Auffassung gelange, daß, da wir die
Angreifer seien und nicht angegriffen worden wären,
der Wortlaut des Dreibund Vertrages Österreich
nicht :{ur Mitwirkung verpflichtet^. absolut erlogen
                                                                      L i c h n o w s k y

Auf möchte und
könnte kommt es
nicht an ! Auf den
ehrlichen Willen!
der fehlt !





ein Sohn einer
Deutschen der so lügt





ein Deutscher der solche
Lügen schreibt !


absolut erlogen


1 Nach der Entzifferung.
2 Aufgegeben in London 12 nachm., angekommen im Auswärngen Amt
433 nachm. Eingangsvermerk: 3. August nachm. Dem Reichskanzler
90 abends vorgelegt (siehe Nr. 790). Entzifferung am 3. August an den
Kaiser gesandt, der durch Randverfügung Mitteilung an den Generalstabs-
chef anordnet. Durch ihn am 3. August dem Generalstab zugestellt, von
diesem am 7. August ins Amt zurückgelangt. 'Am 3. August 1135 nachm.
dem Generalstab, Kriegsministerium, Admiralstab und Reichsmarineamt
mitgeteilt.
3 Siehe Nr. 667.
4 »möchte« vom Kaiser zweimal unterstrichen.
5 Am Rande links drei Ausrufungszeichen des Kaisers.