Nr. 771 Der Botschafter in Rom an das Auswärtige Amt, 3. August 1914: Difference between revisions

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<center><font size=4>'''Der Botschafter in Rom an das Auswärtige Amt<sup>1</sup>'''</font></center>
<center><font size=4>'''Der Botschafter in Rom an das Auswärtige Amt<sup>1</sup>'''</font></center><br>


Telegramm 287 Rom, den 3. August 1914<sup>2</sup>
Telegramm 287&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Rom, den 3. August 1914<sup>2</sup><br>


Herr von Kleist sendet folgendes Telegramm für S. M. :  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Herr von Kleist sendet folgendes Telegramm für S. M. : <br>
»An des Kaisers Majestät  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;»An des Kaisers Majestät <br>


Berlin, Schloß  
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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Heute Montag, 9 Uhr vormittag, überreichte ich Ew. M. Auftrag  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Heute Montag, 9 Uhr vormittag, überreichte ich Ew. M. Auftrag <br>
an König von Italien, wodurch sofortige Mobilmachung der Armee  
an König von Italien, wodurch sofortige Mobilmachung der Armee <br>
and Flotte sowie vertragsmäßig festgelegte Bundeshilfe gefordert  
and Flotte sowie vertragsmäßig festgelegte Bundeshilfe gefordert <br>
wurde.  
wurde. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;König erwiderte, daß er persönlich mit ganzem Herzen bei uns  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;König erwiderte, daß er persönlich mit ganzem Herzen bei uns <br>
sei und noch vor Wochen keinen Augenblick zweifelte, daß bei  
sei und noch vor Wochen keinen Augenblick zweifelte, daß bei <br>
Krieg Italien treu den Verbündeten aktiv helfen werde. Die für  
Krieg Italien treu den Verbündeten aktiv helfen werde. Die für <br>
italienisches Volksempfinden unglaubliche Ungeschicklichkeit Österreichs  
italienisches Volksempfinden unglaubliche Ungeschicklichkeit Österreichs<br>
habe in den letzten Wochen öffentliche Meinung derart gegen Öster-  
habe in den letzten Wochen öffentliche Meinung derart gegen Öster- <br>
reich aufgebracht, daß jetzt aktives Zusammengehen mit Österreich  
reich aufgebracht, daß jetzt aktives Zusammengehen mit Österreich <br>
Sturm entfesseln werde. Einen Aufstand wolle Ministerium nicht  
Sturm entfesseln werde. Einen Aufstand wolle Ministerium nicht <br>
riskieren. Er, der König, habe leider keine Macht, nur Einfluß.  
riskieren. Er, der König, habe leider keine Macht, nur Einfluß. <br>
Entließe er das jetzige Ministerium, werde kein anderes Verant-  
Entließe er das jetzige Ministerium, werde kein anderes Verant- <br>
wortung übernehmen. Alles hauptsächlich, weil Österreich sich bisher  
wortung übernehmen. Alles hauptsächlich, weil Österreich sich bisher <br>
nicht bereit fand, irgendeine bestimmte Versprechung für die Zukunft  
nicht bereit fand, irgendeine bestimmte Versprechung für die Zukunft <br>
zu geben<sup>3</sup>, wodurch vielleicht bisher ein Umschwung der Volks-  
zu geben<sup>3</sup>, wodurch vielleicht bisher ein Umschwung der Volks- <br>
stimmung erreicht werden konnte; ob dies jetzt noch möglich, sei  
stimmung erreicht werden konnte; ob dies jetzt noch möglich, sei <br>
sehr zweifelhaft?  
sehr zweifelhaft? <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Da Volk Unterschied nicht begreife, versage infolge Österreichs  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Da Volk Unterschied nicht begreife, versage infolge Österreichs <br>
Ungeschicklichkeit leider auch Italien Deutschland gegenüber, was  
Ungeschicklichkeit leider auch Italien Deutschland gegenüber, was <br>
ihn, König, tief schmerze. Er werde nochmals seinen Einfluß auf  
ihn, König, tief schmerze. Er werde nochmals seinen Einfluß auf <br>
Ministerium einsetzen imd mich über Erfolg bescheiden.  
Ministerium einsetzen imd mich über Erfolg bescheiden. <br>


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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Herr von Kleist bittet, Abschrift an Chef des Generalstabs zu  
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Herr von Kleist bittet, Abschrift an Chef des Generalstabs zu  
senden.  
senden. <br>
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<sup>1</sup> Nach der Enizifterung.  
<sup>1</sup> Nach der Enizifferung. <br>
<sup>2</sup> Aufgegeben in Rom 3<sup>50</sup> nachm., angekommen im Auswärtigen Amt  
<sup>2</sup> Aufgegeben in Rom 3<sup>50</sup> nachm., angekommen im Auswärtigen Amt <br>
6<sup>28</sup> nachm. Eingangsvermerk: 3. August nachm. Entzifferung am 3. August  
6<sup>28</sup> nachm. Eingangsvermerk: 3. August nachm. Entzifferung am 3. August <br>
dem Kaiser gesandt und dem Generalstab, Kriegsministerium, Reichs-  
dem Kaiser gesandt und dem Generalstab, Kriegsministerium, Reichs- <br>
marineamt und Admiralstab mitgeteilt. — Telegramm von Jagow am  
marineamt und Admiralstab mitgeteilt. — Telegramm von Jagow am <br>
4. August dem Botschafter in Wien mit Telegramm 232 streng vertraulich  
4. August dem Botschafter in Wien mit Telegramm 232 streng vertraulich <br>
mitgeteilt unter Voranstellung des Satzes: »Der von Sr. M. dem Kaiser  
mitgeteilt unter Voranstellung des Satzes: »Der von Sr. M. dem Kaiser <br>
an den König von Italien entsandte Flügeladjutant von Kleist meldet aus  
an den König von Italien entsandte Flügeladjutant von Kleist meldet aus <br>
Rom unter dem 3. 8.«; zum Haupttelegraphenamt 4. August 3<sup>15</sup> vorm.  
Rom unter dem 3. 8.«; zum Haupttelegraphenamt 4. August 3<sup>15</sup> vorm. <br>
<sup>3</sup> Siehe Nr. 745.
<sup>3</sup> Siehe [[Nr. 745 Der Botschafter in Rom an das Auswärtige Amt, 3. August 1914|Nr. 745]].

Latest revision as of 17:21, 2 September 2015

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Nr. 771
Der Botschafter in Rom an das Auswärtige Amt1


Telegramm 287                               Rom, den 3. August 19142

     Herr von Kleist sendet folgendes Telegramm für S. M. :
                              »An des Kaisers Majestät

                                                                           Berlin, Schloß

     Heute Montag, 9 Uhr vormittag, überreichte ich Ew. M. Auftrag
an König von Italien, wodurch sofortige Mobilmachung der Armee
and Flotte sowie vertragsmäßig festgelegte Bundeshilfe gefordert
wurde.
     König erwiderte, daß er persönlich mit ganzem Herzen bei uns
sei und noch vor Wochen keinen Augenblick zweifelte, daß bei
Krieg Italien treu den Verbündeten aktiv helfen werde. Die für
italienisches Volksempfinden unglaubliche Ungeschicklichkeit Österreichs
habe in den letzten Wochen öffentliche Meinung derart gegen Öster-
reich aufgebracht, daß jetzt aktives Zusammengehen mit Österreich
Sturm entfesseln werde. Einen Aufstand wolle Ministerium nicht
riskieren. Er, der König, habe leider keine Macht, nur Einfluß.
Entließe er das jetzige Ministerium, werde kein anderes Verant-
wortung übernehmen. Alles hauptsächlich, weil Österreich sich bisher
nicht bereit fand, irgendeine bestimmte Versprechung für die Zukunft
zu geben3, wodurch vielleicht bisher ein Umschwung der Volks-
stimmung erreicht werden konnte; ob dies jetzt noch möglich, sei
sehr zweifelhaft?
     Da Volk Unterschied nicht begreife, versage infolge Österreichs
Ungeschicklichkeit leider auch Italien Deutschland gegenüber, was
ihn, König, tief schmerze. Er werde nochmals seinen Einfluß auf
Ministerium einsetzen imd mich über Erfolg bescheiden.

                                                                           Kleist«

     Herr von Kleist bittet, Abschrift an Chef des Generalstabs zu senden.
                                                                           F l o t o w


1 Nach der Enizifferung.
2 Aufgegeben in Rom 350 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt
628 nachm. Eingangsvermerk: 3. August nachm. Entzifferung am 3. August
dem Kaiser gesandt und dem Generalstab, Kriegsministerium, Reichs-
marineamt und Admiralstab mitgeteilt. — Telegramm von Jagow am
4. August dem Botschafter in Wien mit Telegramm 232 streng vertraulich
mitgeteilt unter Voranstellung des Satzes: »Der von Sr. M. dem Kaiser
an den König von Italien entsandte Flügeladjutant von Kleist meldet aus
Rom unter dem 3. 8.«; zum Haupttelegraphenamt 4. August 315 vorm.
3 Siehe Nr. 745.