Nr. 772 Der Botschafter in Wien an das Auswärtige Amt, 3. August 1914: Difference between revisions
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Telegramm 162 Wien, den 3. August 1914<sup>2</sup> | Telegramm 162 Wien, den 3. August 1914<sup>2</sup> <br> | ||
Wie Ew. Exz. bekannt, hat man hier Kriegs- | Wie Ew. Exz. bekannt, hat man hier Kriegs- <br> | ||
erklärung an Rußland bisher nur aufgeschoben, um im | erklärung an Rußland bisher nur aufgeschoben, um im <br> | ||
Aufmarsch in Galizien möglichst lange ungestört zu | Aufmarsch in Galizien möglichst lange ungestört zu <br> | ||
bleiben. | bleiben. <br> | ||
Man möchte hier vermeiden, durch spontane | Man möchte hier vermeiden, durch spontane <br> | ||
Kriegserklärung an Rußland Odium des Angriffs auf | Kriegserklärung an Rußland Odium des Angriffs auf <br> | ||
sich zu nehmen, und fragt sich, ob Österreich nicht | sich zu nehmen, und fragt sich, ob Österreich nicht <br> | ||
den russischerseits erfolgten Angriff auf Deutschland | den russischerseits erfolgten Angriff auf Deutschland <br> | ||
ja auch für die Monarchie als direkte Folge des Allianz- | ja auch für die Monarchie als direkte Folge des Allianz- <br> | ||
vertrags als Kriegsgrund anführen könnte. | vertrags als Kriegsgrund anführen könnte. <br> | ||
Da sich Kriegserklärung wohl nur noch wenige | Da sich Kriegserklärung wohl nur noch wenige <br> | ||
Tage wird hinhalten lassen, wäre man für Kundgabe | Tage wird hinhalten lassen, wäre man für Kundgabe <br> | ||
dortiger Ansicht in Kriegserklärungsfrage dankbar<sup>3</sup>. | dortiger Ansicht in Kriegserklärungsfrage dankbar<sup>3</sup>. <br> | ||
T s c h i r s c h k y | T s c h i r s c h k y <br> | ||
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<sup>1</sup> Nach der Entzifferung. | <sup>1</sup> Nach der Entzifferung. <br> | ||
<sup>2</sup> Aufgegeben in Wien 5<sup>30</sup> nachm., angekommen im Auswärtigen Amt | <sup>2</sup> Aufgegeben in Wien 5<sup>30</sup> nachm., angekommen im Auswärtigen Amt <br> | ||
7<sup>17</sup> nachm. Eingangsvermerk: 3. August nachm. Entzifferung lag dem | 7<sup>17</sup> nachm. Eingangsvermerk: 3. August nachm. Entzifferung lag dem <br> | ||
Kaiser vor, von ihm am 4. August ins Amt zurückgelangt. Generalstab, | Kaiser vor, von ihm am 4. August ins Amt zurückgelangt. Generalstab, <br> | ||
Kriegsministerium, Admiralstab und Reichsmarineamt mitgeteilt. | Kriegsministerium, Admiralstab und Reichsmarineamt mitgeteilt. <br> | ||
<sup>3</sup> Randvermerk Zimmermanns vom 4. August: »Der österreichisch-ungarische | <sup>3</sup> Randvermerk Zimmermanns vom 4. August: »Der österreichisch-ungarische <br> | ||
Botschaftsrat teilt mir mit, daß seine Regierung voraussichtlich morgen | Botschaftsrat teilt mir mit, daß seine Regierung voraussichtlich morgen <br> | ||
den Krieg in St. Petersburg erklären wird. Als Grund der Kriegserklärung | den Krieg in St. Petersburg erklären wird. Als Grund der Kriegserklärung <br> | ||
soll der ( . . . . . . . . ) Gedanke verwertet werden. Das lange Zögern erkläre | soll der ( . . . . . . . . ) Gedanke verwertet werden. Das lange Zögern erkläre <br> | ||
sich durch den Wunsch, sich vor Überraschungen durch Rußland sicher- | sich durch den Wunsch, sich vor Überraschungen durch Rußland sicher- <br> | ||
zustellen durch vorherige Hinausschiebung von Truppen an die Grenze.« | zustellen durch vorherige Hinausschiebung von Truppen an die Grenze.« <br> | ||
Die Klammer bezieht sich auf die im Text der Entzifferung von Zimmer- <br> | |||
mann eingeklammerten Worte: »den russischerseits . . . . . . . . . . . Kriegs- | mann eingeklammerten Worte: »den russischerseits . . . . . . . . . . . Kriegs- <br> | ||
grund anführen.« Siehe Nr. 814. | grund anführen.« Siehe Nr. 814. |
Revision as of 14:43, 11 August 2015
WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 4 > Nr. 772.
Telegramm 162 Wien, den 3. August 19142
Wie Ew. Exz. bekannt, hat man hier Kriegs-
erklärung an Rußland bisher nur aufgeschoben, um im
Aufmarsch in Galizien möglichst lange ungestört zu
bleiben.
Man möchte hier vermeiden, durch spontane
Kriegserklärung an Rußland Odium des Angriffs auf
sich zu nehmen, und fragt sich, ob Österreich nicht
den russischerseits erfolgten Angriff auf Deutschland
ja auch für die Monarchie als direkte Folge des Allianz-
vertrags als Kriegsgrund anführen könnte.
Da sich Kriegserklärung wohl nur noch wenige
Tage wird hinhalten lassen, wäre man für Kundgabe
dortiger Ansicht in Kriegserklärungsfrage dankbar3.
T s c h i r s c h k y
1 Nach der Entzifferung.
2 Aufgegeben in Wien 530 nachm., angekommen im Auswärtigen Amt
717 nachm. Eingangsvermerk: 3. August nachm. Entzifferung lag dem
Kaiser vor, von ihm am 4. August ins Amt zurückgelangt. Generalstab,
Kriegsministerium, Admiralstab und Reichsmarineamt mitgeteilt.
3 Randvermerk Zimmermanns vom 4. August: »Der österreichisch-ungarische
Botschaftsrat teilt mir mit, daß seine Regierung voraussichtlich morgen
den Krieg in St. Petersburg erklären wird. Als Grund der Kriegserklärung
soll der ( . . . . . . . . ) Gedanke verwertet werden. Das lange Zögern erkläre
sich durch den Wunsch, sich vor Überraschungen durch Rußland sicher-
zustellen durch vorherige Hinausschiebung von Truppen an die Grenze.«
Die Klammer bezieht sich auf die im Text der Entzifferung von Zimmer-
mann eingeklammerten Worte: »den russischerseits . . . . . . . . . . . Kriegs-
grund anführen.« Siehe Nr. 814.