Nr. 85. Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt, 20. Juli 1914: Difference between revisions

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Telegramm 138 London, den 20. Juh 1914<sup>2</sup><br>
Telegramm 138&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; London, den 20. Juh 1914<sup>2</sup><br>


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&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Graf Benckendorff, mit dem ich gestern das Weekend bei Lord <br>
Lansdowne verbrachte, sagte mir, er kenne mich versichern, daß <br>
Lansdowne verbrachte, sagte mir, er kenne mich versichern, daß <br>
seine mir neulich mitgeteilten Ansichten über unser Verhältnis zu <br>
seine mir neulich mitgeteilten Ansichten über unser Verhältnis zu <br>
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gerade jetzt der Besuch des Herrn Poincare erfolge, habe ihm aber <br>
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nicht abwinken können. In Rußland denke niemand an Krieg, <br>
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die Rüstungen seien lediglich eine Folge aller übrigen und der <br>
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gebesserten Finanzen. Es sei daher sehr bedauerlich, daß Miß- <br>
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stimmungen, die völlig unberechtigt seien und wohl nur auf Klatsch <br>
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werde nach Möglichkeit abgewiegelt. <br>


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<sup>1</sup> Nach der Entzifferung. <br>
<sup>1</sup> Nach der Entzifferung. <br>
<sup>2</sup> Aufgegeben in London 12=^ nachm., Eingangsvermerk des Amts: 20. Juli <br>
<sup>2</sup> Aufgegeben in London 12<sup>51</sup> nachm., Eingangsvermerk des Amts: 20. Juli <br>
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Latest revision as of 10:04, 15 May 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 1 > Nr. 85.


Nr. 85
Der Botschafter in London an das Auswärtige Amt1


Telegramm 138                         London, den 20. Juh 19142

     Graf Benckendorff, mit dem ich gestern das Weekend bei Lord
Lansdowne verbrachte, sagte mir, er kenne mich versichern, daß
seine mir neulich mitgeteilten Ansichten über unser Verhältnis zu
Rußland vollkommen den Auffassungen des Herrn Sasonow ent-
sprächen. Man empfinde es sogar als eine Unbequemlichkeit, daß
gerade jetzt der Besuch des Herrn Poincare erfolge, habe ihm aber
nicht abwinken können. In Rußland denke niemand an Krieg,
die Rüstungen seien lediglich eine Folge aller übrigen und der
gebesserten Finanzen. Es sei daher sehr bedauerlich, daß Miß-
stimmungen, die völlig unberechtigt seien und wohl nur auf Klatsch
und falschen Nachrichten beruhten, entstehen könnten. Eine offene
Aussprache würde wohl am ehesten zum Ziel führen. In Belgrad
werde nach Möglichkeit abgewiegelt.

                                                                    L i c h n o w s k y


1 Nach der Entzifferung.
2 Aufgegeben in London 1251 nachm., Eingangsvermerk des Amts: 20. Juli
nachm.