View source for Nr. 868 Der Gesandte in Bukarest an das Auswärtige Amt, 5. August 1914

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<center>Nr. 868</center> 

<center><font size=4>'''Der Gesandte in Bukarest an das Auswärtige Amt<sup>1</sup>'''</font></center><br>

Telegramm 68&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp; Sinaia, den 4. August 1914<sup>2</sup><br>
Geheim <br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Auftrag ausgeführt<sup>3</sup>. König ist im Kronrat nach patrioti- <br>
scher Ansprache, die alle tief erschüttert hat, und die er mir <br>
vorlas, von allen Staatsmännern aller Parteien, mit Ausnahme Carps, <br>
der ihm sehr energisch zur Seite gestanden hat, aber keinen <br>
politischen Einfluß mehr besitzt und bei seinen eigenen Partei- <br>
genossen keine Unterstützung fand, im Stich gelassen worden, hat <br>
Vorgehen mit Dreibund bis zum Schluß mit größter Entschieden- <br>
heit verteidigt und vergebens erklärt, er würde, wenn er sein Wort <br>
bräche, kein Ansehen mehr haben und Rumänien nicht mehr nützen <br>
können. Hat mir ganzen Verlauf der geradezu tragischen Verhand- <br>
lungen ausführlich erzählt, war schließlich seelisch und durch körper- <br>
liche Schmerzen so angegriffen, daß er nicht mehr denken konnte, <br>
sich zu Bett legen mußte und mich gestern nicht mehr empfangen <br>
konnte. S. M. erklärte, daß er ohne [s]eine Regierung das Volk, das <br>
nicht mit Österreich gehen wolle, nicht in den Krieg mit Rußland <br>
führen könne, verv^eist in bulgarischer Angelegenheit auf Beschluß <br>
des Kronrats und des Ministeriums, durch den sich dieselbe erledigt. <br>
Gegen die Wiedererlangung Bessarabiens habe man im Kronrat vor- <br>
gebracht, dasselbe würde für Rumänien nur ein zweites Elsaß- <br>
Lothringen werden. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Großen Eindruck habe vor Abhaltung des Kronrats erfolgte <br>
italienische Neutralitätserklärung gemacht, ohne die er das Zu- <br>
sammengehen mit dem Dreibund doch noch durchgesetzt haben <br>
würde. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;In der Frage, daß Rumänien nicht mit Rußland gehen könne, <br>
sei der Kronrat einstimmig gewesen. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Rumäniens Vorgehen gegen Österreich sei absolut ausge- <br>
schlossen, solange er König sei. Österreich könne seine rumänische <br>
Grenze degarnieren. <br>
&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;Ansammlung österreichischer Truppen an derselben habe hier <br>
sehr verstimmt. Daß Kronrat die ungarische Grenze in die mili- <br>
tärisch zu schützenden Grenzen eingeschlossen hat, ist nach König <br>
und Herrn Porumbaro nur geschehen, um eine Formel zu finden. <br>

&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;&nbsp;W a l d t h a u s e n <br>

<hr>
<sup>1</sup> Nach der Entzifferung. <br>
<sup>2</sup> Aufgegeben in Sinaia 4. August 7<sup>0</sup> nachm., angekommen im Auswärtigen <br>
Amt 3. August 3<sup>21</sup> vorm. Eingangsvermerk: 5. August vorm. Entzifferung <br>
am 5. August an den Kaiser gesandt; am 5. August ins Amt zurücl gelangt <br>
Telegramm am 5. August dem Generalstab, Kriegsministerium, Admiral- <br>
stab und Reichsmarineamt mitgeteilt. Am 5. August von Jagow, mit <br>
kleinen Auslassungen, telegraphisch dem Botschafter in Wien mitgeteilt <br>
11<sup>10</sup> vorm. zum Haupttelegraphenamt gegeben. <br>
<sup>3</sup> Siehe [[Nr. 729 Der Reichskanzler an den Geschäftsträger in Bukarest, 3. August 1914|Nr. 729]].