Nr. 99. Der Botschafter in Konstantinopel an das Auswärtige Amt, 21. Juli 1914

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Nr. 99
Der Botschafter in Konstantinopel an das Auswärtige Amt1

Telegramm 354 Therapia, den 21. Juli 19142

     Großwesir, Talaat Bei und Enver
haben meinem österreichischen Kollegen
gestern übereinstimmend gesagt, es sei
jetzt für Österreich der letzte Moment
gekommen, wo es die durch den Balkan-
krieg erhttenen Einbußen wieder aus-
gleichen und sein Ansehen als Großmacht
bei den Balkanvölkem und bei der Türkei
wiederherstellen könne. Nicht nur Bul-
garien, sondern auch Rumänien imd die
na? Türkei würden sich rückhaltlos auf die wir wollen die
     Seite des Dreibundes stellen^, wenn öster- Herren :^ur be-
das gebe der reich Serbien eine gehörige Lektion gebe, treffenden Stun-
Himmel. Die Türkei sei im Begriff gewesen, auf ^^ ^^" ^^-
Wunsch Deutschlands und Rumäniens Innern
gegen ihre bessere Überzeugung mit
Griechenland ein Bündnis zu schließen.
Dieses Bündnis werde nicht zustande
kommen, wenn Österreich durch ener-
gisches Auftreten Bulgarien an sich kette.
     Markgraf Pallavicini hat aus den
Gesprächen mit türkischen Ministem den
Eindruck gewonnen, daß die Triple-En-
tente, namentlich Rußland, jetzt für das
griechisch-türkische Bündnis arbeitet.

                                                            W a n g e n h e i m


1 Nach der Entzifferung.
2 Aufgegeben in Therapia ^^^ nachm., angekommen im Auswärtigen Amt
f nachm. Eingangsvermerk: 21. Juli nachm. Am 22. Juli nachm. wurde
der Abschnitt »Großwesir Lektion gebe« telegraphisch dem Kaiser
mitgeteilt, dem am gleichen Tage Entzifferung vorlag. Kaiser befahl durch
Randverfügung Mitteilung an die Botschaft in Wien. Abschnitt »Groß-
wesir Lektion gebe« wurde am 22. Juli telegraphisch dem Bot-
schafterin Rom mitgeteilt. Telegramm 10" nachm. zum Haupttelegraphen-
amt. Derselbe Abschnitt wurde am 22. Juli auch dem Botschafter in
Wien mitgeteilt.
3 Am Rand Fragezeichen des Kaisers. Der Randvermerk »wir wollen
erinnern« steht über den Worten »rückhaltlos auf . . .«