Vorbemerkung des Verlages: Difference between revisions

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Der Verfasser des ersten Teiles dieses Bandes kann als der berufenste  
Der Verfasser des ersten Teiles dieses Bandes kann als der berufenste <br>
Fachmann in der Frage der Schuld am Kriege gelten. Er war bei Kriegsaus-  
Fachmann in der Frage der Schuld am Kriege gelten. Er war bei Kriegsaus- <br>
bruch in der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes tätig, besaß persön-  
bruch in der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes tätig, besaß persön- <br>
liche Beziehungen zu den handelnden und leitenden Personen und konnte die  
liche Beziehungen zu den handelnden und leitenden Personen und konnte die <br>
Entstehung der einzelnen Dokumente aus nächster Nähe verfolgen. Während  
Entstehung der einzelnen Dokumente aus nächster Nähe verfolgen. Während <br>
des Krieges bekleidete er die Stellung eines politischen Archivars. In diesem  
des Krieges bekleidete er die Stellung eines politischen Archivars. In diesem <br>
Amte verwaltete er während des Krieges das gesamte Aktenmaterial, aus dem  
Amte verwaltete er während des Krieges das gesamte Aktenmaterial, aus dem <br>
Karl Kautsky nach der Revolution die „Deutschen Dokumente zum Kriegs-  
Karl Kautsky nach der Revolution die „Deutschen Dokumente zum Kriegs- <br>
ausbruch" auswählte. Auf Grund dieses langjährigen Studiums übertreffen  
ausbruch" auswählte. Auf Grund dieses langjährigen Studiums übertreffen <br>
Bülows Kenntnisse der Einzelheiten der politischen Vorgänge der letzten Jahre  
Bülows Kenntnisse der Einzelheiten der politischen Vorgänge der letzten Jahre <br>
und Jahrzehnte sowohl die der meisten Beamten wie auch der späteren Forscher,  
und Jahrzehnte sowohl die der meisten Beamten wie auch der späteren Forscher, <br>
denen das Urkundenmaterial sämtlich erst später bekannt geworden ist. Der  
denen das Urkundenmaterial sämtlich erst später bekannt geworden ist. Der <br>
Verfasser war auch Sachverständiger und Kommissar bei der Deutschen Friedens-  
Verfasser war auch Sachverständiger und Kommissar bei der Deutschen Friedens- <br>
delegation und ständiger Berater des Grafen Brockdorff-Rantzau in Versailles.  
delegation und ständiger Berater des Grafen Brockdorff-Rantzau in Versailles. <br>
Sein Buch gibt ein klares und jedermann verständliches Bild des diplomatischen  
Sein Buch gibt ein klares und jedermann verständliches Bild des diplomatischen <br>
Verlaufes der Krisis, die zum Weltkriege führte. Obwohl es alle bekannten  
Verlaufes der Krisis, die zum Weltkriege führte. Obwohl es alle bekannten <br>
amtlichen Urkunden berücksichtigt, stellt es doch in erster Linie einen Führer  
amtlichen Urkunden berücksichtigt, stellt es doch in erster Linie einen Führer <br>
durch die verwirrende Fülle des Aktenmaterials dar, das  
durch die verwirrende Fülle des Aktenmaterials dar, das <br>
von Kautsky, Montgelas und Schücking herausgegeben wurde. Bisher wurden die  
von Kautsky, Montgelas und Schücking herausgegeben wurde. Bisher wurden die <br>
politischen Vorgänge bei Ausbruch des Krieges fast ausschließlich unter dem Ge-  
politischen Vorgänge bei Ausbruch des Krieges fast ausschließlich unter dem Ge- <br>
sichtswinkel der Schuld einzelner Personen oder Regierungen erörtert. Die Frage  
sichtswinkel der Schuld einzelner Personen oder Regierungen erörtert. Die Frage <br>
der diplomatischen Zusammenhänge ist nur recht ungenügend behandelt worden.  
der diplomatischen Zusammenhänge ist nur recht ungenügend behandelt worden. <br>
Gerade zur Beurteilung der Frage der Verantwortlichkeit ist aber eine richtige  
Gerade zur Beurteilung der Frage der Verantwortlichkeit ist aber eine richtige <br>
Erkenntnis des Ineinandergreifens der verschiedenen diplomatischen Aktionen  
Erkenntnis des Ineinandergreifens der verschiedenen diplomatischen Aktionen <br>
in den kritischen 13 Julitagen unerläßlich. Aus ihnen allein vermag man das  
in den kritischen 13 Julitagen unerläßlich. Aus ihnen allein vermag man das <br>
Wollen der verantwortlichen Staatsmänner zu erkennen und zu ermessen, ob  
Wollen der verantwortlichen Staatsmänner zu erkennen und zu ermessen, ob <br>
und wie weit sie sich schuldig gemacht haben. In dieser Schrift werden die Fragen  
und wie weit sie sich schuldig gemacht haben. In dieser Schrift werden die Fragen <br>
des Willens zum Kriege in den einzelnen Ländern, des Defensiv- und Präventiv-  
des Willens zum Kriege in den einzelnen Ländern, des Defensiv- und Präventiv- <br>
krieges, eingehend erörtert. Das Schicksal der verschiedenen Vermittlungs-  
krieges, eingehend erörtert. Das Schicksal der verschiedenen Vermittlungs- <br>
vorschläge, ihr zeitlicher und örtlicher Verlauf^ wird restlos aufgeklärt. Vor  
vorschläge, ihr zeitlicher und örtlicher Verlauf^ wird restlos aufgeklärt. Vor <br>
allem aber wird gezeigt, was an den diplomatischen Verhandlungen wesentlich  
allem aber wird gezeigt, was an den diplomatischen Verhandlungen wesentlich <br>
und bedeutungsvoll war und was nur als Beiwerk auzusehen ist. Die Darstellung  
und bedeutungsvoll war und was nur als Beiwerk auzusehen ist. Die Darstellung <br>
klärt die Zwangsläufigkeit der meisten politischen Ge-  
klärt die Zwangsläufigkeit der meisten politischen Ge- <br>
schehnisse auf und weist die Grenzen nach, die dem bewußten Handeln  
schehnisse auf und weist die Grenzen nach, die dem bewußten Handeln <br>
der Regierenden gezogen sind. In einem Schlußwort wird die Frage der Ver-  
der Regierenden gezogen sind. In einem Schlußwort wird die Frage der Ver- <br>
antwortlichkeit aer deutschen Staatsmänner vor dem Ausland in einen  
antwortlichkeit aer deutschen Staatsmänner vor dem Ausland in einen <br>
Gegensatz zu ihrer Verantwortlichkeit vordem eigenen Volke gestellt,  
Gegensatz zu ihrer Verantwortlichkeit vordem eigenen Volke gestellt, <br>
eine Unterscheidung, auf die im Zeitalter des Versailler Friedens besonders  
eine Unterscheidung, auf die im Zeitalter des Versailler Friedens besonders <br>
hingewiesen werden muß.  
hingewiesen werden muß. <br>


Verfasser des zweiten Teiles dieses Kommentarbandes ist Graf Montgelas,  
Verfasser des zweiten Teiles dieses Kommentarbandes ist Graf Montgelas, <br>
der Mitherausgeber der „Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch". Er  
der Mitherausgeber der „Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch". Er <br>
gibt in seiner Schrift eine Antwort auf das Buch, das Karl Kautsky, der ur-  
gibt in seiner Schrift eine Antwort auf das Buch, das Karl Kautsky, der ur- <br>
sprüngliche Bearbeiter des amtlichen deutschen Aktenmaterials, über diese  
sprüngliche Bearbeiter des amtlichen deutschen Aktenmaterials, über diese <br>
Dokumente verfaßt hat. Diese erste Buchveröffentlichung des Grafen Mont-  
Dokumente verfaßt hat. Diese erste Buchveröffentlichung des Grafen Mont- <br>
gelas zur Schuldfrage ist geeignet, die einseitige Darstellung Karl Kautskys  
gelas zur Schuldfrage ist geeignet, die einseitige Darstellung Karl Kautskys <br>
in wesentlichen Punkten zu widerlegen. Kautskys Schrift kann nach der Unter-  
in wesentlichen Punkten zu widerlegen. Kautskys Schrift kann nach der Unter- <br>
suchung des Grafen Montgelas nicht als das Ergebnis unparteiischer Forscher-  
suchung des Grafen Montgelas nicht als das Ergebnis unparteiischer Forscher- <br>
tätigkeit gewertet werden. Was der Montgelasschen Schrift besondere Be-  
tätigkeit gewertet werden. Was der Montgelasschen Schrift besondere Be- <br>
deutung verleiht, ist die Tatsache, daß ihr Verfasser die Kautskysche Darstellung  
deutung verleiht, ist die Tatsache, daß ihr Verfasser die Kautskysche Darstellung <br>
ohne persönliche Angriffe in völlig unpolemischer Form und in vornehmstem  
ohne persönliche Angriffe in völlig unpolemischer Form und in vornehmstem <br>
Tone widerlegt.  
Tone widerlegt.  






Die Grundlinien  
Die Grundlinien <br>


der diplomatischen Verhandlungen  
der diplomatischen Verhandlungen <br>


bei Kriegsausbruch  
bei Kriegsausbruch <br>






Von  
Von <br>


B. W. von Bülow
B. W. von Bülow<br>

Revision as of 15:53, 17 October 2015

WWI Document Archive > Official Papers > Die Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch 1914 — Volume 5 (Commentary) > Vorbemerkung des Verlages

Der Verfasser des ersten Teiles dieses Bandes kann als der berufenste
Fachmann in der Frage der Schuld am Kriege gelten. Er war bei Kriegsaus-
bruch in der Politischen Abteilung des Auswärtigen Amtes tätig, besaß persön-
liche Beziehungen zu den handelnden und leitenden Personen und konnte die
Entstehung der einzelnen Dokumente aus nächster Nähe verfolgen. Während
des Krieges bekleidete er die Stellung eines politischen Archivars. In diesem
Amte verwaltete er während des Krieges das gesamte Aktenmaterial, aus dem
Karl Kautsky nach der Revolution die „Deutschen Dokumente zum Kriegs-
ausbruch" auswählte. Auf Grund dieses langjährigen Studiums übertreffen
Bülows Kenntnisse der Einzelheiten der politischen Vorgänge der letzten Jahre
und Jahrzehnte sowohl die der meisten Beamten wie auch der späteren Forscher,
denen das Urkundenmaterial sämtlich erst später bekannt geworden ist. Der
Verfasser war auch Sachverständiger und Kommissar bei der Deutschen Friedens-
delegation und ständiger Berater des Grafen Brockdorff-Rantzau in Versailles.
Sein Buch gibt ein klares und jedermann verständliches Bild des diplomatischen
Verlaufes der Krisis, die zum Weltkriege führte. Obwohl es alle bekannten
amtlichen Urkunden berücksichtigt, stellt es doch in erster Linie einen Führer
durch die verwirrende Fülle des Aktenmaterials dar, das
von Kautsky, Montgelas und Schücking herausgegeben wurde. Bisher wurden die
politischen Vorgänge bei Ausbruch des Krieges fast ausschließlich unter dem Ge-
sichtswinkel der Schuld einzelner Personen oder Regierungen erörtert. Die Frage
der diplomatischen Zusammenhänge ist nur recht ungenügend behandelt worden.
Gerade zur Beurteilung der Frage der Verantwortlichkeit ist aber eine richtige
Erkenntnis des Ineinandergreifens der verschiedenen diplomatischen Aktionen
in den kritischen 13 Julitagen unerläßlich. Aus ihnen allein vermag man das
Wollen der verantwortlichen Staatsmänner zu erkennen und zu ermessen, ob
und wie weit sie sich schuldig gemacht haben. In dieser Schrift werden die Fragen
des Willens zum Kriege in den einzelnen Ländern, des Defensiv- und Präventiv-
krieges, eingehend erörtert. Das Schicksal der verschiedenen Vermittlungs-
vorschläge, ihr zeitlicher und örtlicher Verlauf^ wird restlos aufgeklärt. Vor
allem aber wird gezeigt, was an den diplomatischen Verhandlungen wesentlich
und bedeutungsvoll war und was nur als Beiwerk auzusehen ist. Die Darstellung
klärt die Zwangsläufigkeit der meisten politischen Ge-
schehnisse auf und weist die Grenzen nach, die dem bewußten Handeln
der Regierenden gezogen sind. In einem Schlußwort wird die Frage der Ver-
antwortlichkeit aer deutschen Staatsmänner vor dem Ausland in einen
Gegensatz zu ihrer Verantwortlichkeit vordem eigenen Volke gestellt,
eine Unterscheidung, auf die im Zeitalter des Versailler Friedens besonders
hingewiesen werden muß.

Verfasser des zweiten Teiles dieses Kommentarbandes ist Graf Montgelas,
der Mitherausgeber der „Deutschen Dokumente zum Kriegsausbruch". Er
gibt in seiner Schrift eine Antwort auf das Buch, das Karl Kautsky, der ur-
sprüngliche Bearbeiter des amtlichen deutschen Aktenmaterials, über diese
Dokumente verfaßt hat. Diese erste Buchveröffentlichung des Grafen Mont-
gelas zur Schuldfrage ist geeignet, die einseitige Darstellung Karl Kautskys
in wesentlichen Punkten zu widerlegen. Kautskys Schrift kann nach der Unter-
suchung des Grafen Montgelas nicht als das Ergebnis unparteiischer Forscher-
tätigkeit gewertet werden. Was der Montgelasschen Schrift besondere Be-
deutung verleiht, ist die Tatsache, daß ihr Verfasser die Kautskysche Darstellung
ohne persönliche Angriffe in völlig unpolemischer Form und in vornehmstem
Tone widerlegt.


Die Grundlinien

der diplomatischen Verhandlungen

bei Kriegsausbruch


Von

B. W. von Bülow